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Eine politisch erfolgreiche Partei ist als Netz zu organisieren, in dem jede und jeder ein Knotenpunkt sein kann. In dem Gremienarbeit vor allem dazu dient, die auf das gemeinsame Ziel gerichtete, aber vielgesichtige Arbeit zu koordinieren und Neues und Neue zu integrieren.

Donnerstag, 2. April 2015

Widerspruch! Eine Arbeitsgemeinschaft (AG) erkennt man daran, dass sie arbeitet.

Nicht die Sitzung ist die Daseinsweise einer AG

Ein paar Bemerkungen zum Kreisparteitag am 13. 4.2015

von Reinhard Heinrich
der sich zuvor für Abwesenheit entschuldigen muss
Zugegeben
- es ist ein hübscher Nachruf.  Doch die Totgesagte ist allerorten tätig. Ein Wiedergänger? Muss man der AG einen Holzpflock durch die Brust stossen, damit sie im Grabe bleibt? Nichts dergleichen. 

"Die AG arbeitet." Noch deutlicher wird diese Aussage, wenn man sie auf Englisch oder Russisch ausspricht. In diesen beiden Sprachen bedeutet "arbeiten" auch "funktionieren". Und das trifft zu. 

Auch zugegeben:
Die AG ÖFFENTLICHKEITSARBEIT arbeitet nicht perfekt. Aber die unermüdliche Tätigkeit ihrer Mitglieder, dezentral und doch vereint, spürt man kontinuierlich und fast täglich - im Gegensatz zur Tätigkeit des Kreisvorstands, der in der schwierigen Lage ist, von Sitzung zu Sitzung den politischen Realitäten im Kreis hinterher zu hechten - ohne jemals auf der Höhe seiner politischen Aufgaben sein zu können - ausser am Abend der jeweiligen Sitzung vielleicht. 

Allerdings:
Wir müssen den Hut ziehen vor den Mitgliedern des Kreisvorstandes. Sie sind opferbereit. Sie opfern Zeit, Fahrtkosten und Energie (Arbeit), um ein einigermassen funktionierendes Gremium zu bilden. Immer wieder. Mit stoischer Ruhe und Geduld. Denn kaum jemand möchte solch eine Funktion übernehmen, unter der man sich wohl hauptsächlich polit-bürokratisches Handeln vorstellt.

Anders die AG ÖFFENTLICHKEITSARBEIT: 
Sie funktioniert, indem ihre Mitglieder etwas tun. Und das Ergebnis ist kontrollierbar und vorzeigbar. Und das macht den Unterschied zwischen beiden Gremien.

Dabei könnte es so einfach sein. Die Arbeit wäre für beide Gremien leichter, wenn es eine ZusammenARBEIT gäbe. Zur Arbeit der AG ist genug gesagt und in Resultaten gezeigt worden. Es müsste von halbwegs intelligenten menschgewordenen (s. Fr. Engels) Wesen verstanden sein. Wo steckt also das Hindernis? Warum fühlt sich die AG für Einzelne zeitweilig wie tot an?

Es scheint eine tiefe Resignation zu sein, die aus Soll-Ist-Vergleichen resultiert:
  • Wie könnte politische Arbeit öffentlichkeitswirksam gelingen - und wie scheitert sie immer wieder? (Hierfür sind Wahlergebnise noch nicht einmal das aussagekräftigste Kriterium!)
  • Welche Chancen gibt es - und welche davon verschenken, ignorieren, verpassen wir immer wieder?
  • Wieviel Arbeit haben wir in Ausbildung und Unterrichtung führender GenossInnen gesteckt - und wie wenig ist dabei herausgekommen?
 Aber halt: Ein einziger Punkt widerlegt dies alles.

Zur Rundschau
Hier ist Überblick.

  1. Und zwar  nicht nur über unsere eigenen Publikationen im Kreis - und jawohl - auch die der Nicht-Blogger!
  2. Sondern auch über unser demokratisches Umfeld im Kreis. Zur täglichen Beobachtung.
  3. Und ausserdem über linke Publikationen, zumeist auf  Kreisebene, aus anderen Kreisen. Als Erfahrungsaustausch - die billigste Investition ...

Hier ist Öffentlichkeit.

  1. Hier trifft man Menschen, die begriffen haben, was Öffentlichkeitsarbeit bedeutet.
  2. Hier trifft man auf Profis, die aus sich verschiedenen Gründen politisch äussern.
  3. Hier erfährt man die aktuellsten Informationen. Das ist technisch gelöst - mittels Datum und Uhrzeit der ins Netz gestellten Veröffentlichungen. Wobei die letzte Äusserung nicht immer die klügste sein muss. Aber sie ist nun einmal veröffentlicht und wird zur Kenntnis genommen werden. Von allen, die an Aktualität interessiert sind. Also nicht sehr Vielen aus unserer Partei - darf man anhand der Besucherzahlen vermuten.

Hier sind Öffentlichkeit, Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit.

  1. Ich erinnere an gewisse Prinzipien des Wettbewerbs, die ein gewisser W. I. Uljanow in "Die Aufgaben der Jugendverbände" postulierte  Und das erste Prinzip ist ÖFFENTLICHKEIT des Wettbewerbs. Es hätte in der Volkswirtschaft der DDR praktiziert werden sollen und das wurde auch - inkonsequent - versucht. Frappierend aber ist die konsequente(!) Anwendung dieses Prinzips komischerweise in der Marktwirtschaft. Nichts ist öffentlicher, als der Markt. Und auf diesem Markt, den wir real haben, muss auch Politik sich bewähren - oder untergehen.
    Es ist anscheinend eine  schwere und hoch infektiöse linke Kinderkrankheit, den Markt nicht ernst zu nehmen und statt dessen auf die Wirksamkeit hoher Ideale und unbesiegbarer Ideen zu bauen. Der erste Ausbruch einer ähnlichen linken Kinderkrankheit bestand übrigens darin, den Aufruf von Marx und Engels nicht ernst zu nehmen, den sie in die letzte Zeile des Kommunistischen Manifests geschrieben hatten: Proletarier aller Länder, Vereinigt Euch!
    Un d wer hat sich tatsächlich weltweit vereinigt? Richtig. das Kapital aller Länder. Man nennt es Globalisierung. Und Marx hatte also damit Recht, aber man hat, warum auch immer, nicht auf ihn gehört.
  2. Das zweite Prinzip ist VERGLEICHBARKEIT. Keine Frage - vielleicht gerade die Dümmsten in der Marktwirtschaft halten sich auf ihre Routine beim Preisvergleich allerhand zugute. Aber auch die Klügsten tun es. Und die Verglichenen (Produkte, Hersteller, Preise) tun alles, um im Vergleich zu bestehen. Bei Strafe ihres Untergangs. Haben wir gelernt. Aber tun wir es? Gewiss, punktuell, mit Vorliebe im Wahlkampf. Aber nur flächendeckend und kontinuierlich ist mittel- und langfristig wirksam.
  3. Prinzip drei ist die WIEDERHOLBARKEIT - und damit die Wissenschaftlichkeit. Vielfältige Erfahrungen auf das Wesen gelingender Prozesse zurück zu verfolgen ist Grundlage allen Wissensgewinns.
    Und wir erleben diese Wiederholbarkeit. Wiederholung von Gelungenem führt zu Kontinuität. Der Wähler ist die Vergesslichkeit selbst. Wenn das "Bild" (Visualisierung) oder die "Geschichte" (storytelling) beim Wähler nicht ankommt, so kann das (auch) an fehlender Kontinuität liegen. Einzelne Spitzenleistungen heben den Durchnitt nur unwesentlich. Ein noch so helles Blitzlicht kann den trüben Schein der Sonne bei Bewölkung nicht ersetzen. Da können wir noch so stolz Wahlpartys feiern - fast überall werden unsere Mandate weniger. "Und wenn die Worte zu Asche in unserem Munde werden ..." - nannte Brecht einst die kontinuierliche politische Arbeit.

Die neue (und im Prinzip die alte, sich stetig erweiternde) AG Öffentlichkeitsarbeit ist de facto konstituiert - die  formale Konstituierung würde aber noch mehr Möglichkeiten eröffnen.

Dazu demnächst mehr. Auch unsere Kreisorganisation kann dabei nur gewinnen. Allerdings müsste überlegt werden, wie mit der auf Glanzpapier gedruckten und immer inhaltsärmer werdenden "Zeitung" künftig ungegangen werden soll.

Zum Schluss noch ein Gedicht:


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