Eine (ungenaue) Standortbestimmung der linken Blogs im Kreis Meissen
von Reinhard Heinrich
Vorbemerkung
So denkt bei uns natürlich kein Mensch. Beinahe. |
Dieser Blog war bis zur Stunde nicht der Öffentlichkeit zugänglich, weil Hoffnung bestand, hier würden sich die "Macher" der "AG (mediale)* Öffentlichkeitsarbeit" intern austauschen und gegenseitig unterstützen. Das war ein Irrtum. Nutzen wir ab sofort lieber diesen Blog öffentlich, um vor allem Erfolge und Misserfolge(!) auszuwerten. So können alle etwas lernen, die lernen wollen. Der bisher "geschlossene" Kreis öffnet sich - zugunsten "passfähiger" Menschen und zulasten der "revolutionären Wachsamkeit", deren ohnehin nur eine Partei bedarf, die immer Recht hat. Wir also schon sehr lange nicht mehr.
Unsere aktuellen drei Hauptfragen könnten/sollten sein:
- Woran scheitert linke Öffentlichkeitsarbeit - nicht nur in unserem Kreis - regelmässig? Wieso weist die Entwicklung der Mitgliederzahlen vor Ort auf eine praktisch nicht vorhandene Attraktivität der Partei DIE LINKE hin? Und wieso ist für DIE LINKE in Sachsen bei der Bundestagswahl 2009 jeder vierte Wähler absolut verloren gegangen? -
- Das fiel nur nicht so auf, weil die sinkende Wahlbeteiligung allen Parteien absolute Verluste bei teils relativen Gewinnen brachte.
- Welche Denkgewohnheiten und Denkfehler hindern uns, attraktiv (anziehend) zu sein - für Menschen, die uns unserer Ansicht in hellen Scharen zuströmen müssten?
- Sind Hartz IV und Finanzkrise bei verschlechterten Arbeitsbedingungen kein Grund, über linke Alternativen zu sprechen und gemeinsam mit einer Partei nachzudenken?
- Wieso kommuniziert DIE LINKE auch bei uns im Kreis so verhältnismässig unbeholfen?
- Wieso begreifen ortsansässige Blogger aus Riesa und Meissen nicht, dass ihr Blog genau so "wichtig" ist, wie "Kreis Meissen von links"?
- Woher dieser "freiwillige Rückzug in die Provinzialität"?
Denkbare Antworten, die zu diskutieren wären:
- Äussere Ursachen sind schuld.
- das Wetter
- uneinsichtige Genossen an den Schaltstellen
- zu wenig Parteidisziplin
- zu viel Parteidisziplin
- der Wähler ist zu dumm.
- Wir müssen doch unsere führende Rolle auch durch Haltung und Gestus ausdrücken. Das verlangt schliesslich unsere revolutionäre Würde.
- Wie sieht denn das aus, wenn eine Information ausgerechnet dort erscheint, wo sie auch zutrifft? Wir müssen doch alle erreichen, jeden gewinnen und keinen zurücklassen! Volle Breitseite ist erforderlich. Und zwar von der Spitze aus.
- Wenn wir zugeben würden, dass wir manche Information gar nicht so sicher haben, würden unsere restlichen Wähler vom Glauben abfallen. Das können wir uns doch gar nicht leisten.
- Jede wichtige Nachricht muss unbedingt im Kreis-Blog erscheinen. Sonst kann man sie im Internet nicht lesen.
- Dass alle Internetseiten der Welt - sofern verbunden durch einen (1!) Link - gleich weit, also nur einen (1) Klick voneinander "entfernt" sind, wollen wir gar nicht wissen. Das ist bloss wieder imperialistische Propaganda bzw. ideologische Diversion.
- Es muss doch eine Hierarchie geben. Unsere Menschen brauchen Orientierung. Und die Partei ist auch nicht dort, wo ein Genosse ist, sondern wo es ein führender Genosse sagt.
- Örtliche Initiativen gehören unbedingt verallgemeinert, das heisst, zentralisiert dargestellt. Und wenn es örtlich nichts gibt, dann zentralisieren und verallgemeinern wir eben das. Wir lassen uns doch nicht unterkriegen!
Schlussfolgerungen:
Die Kreis-AG (mediale)* Öffentlichkeitsarbeit sollte diese Fragen und (möglichst bessere!) Antworten diskutieren - und zwar mit dem Kreisvorstand oder - noch besser - dem Kreisparteitag. Es scheint notwendig, damit noch vor der nächsten Wahl Mitglieder und Sympathisanten zu erreichen, die bereit sind, den elementaren Umgang mit den heutigen Werkzeugen der politischen Kommunikation zu erlernen. Bereitschaft ist nichts ohne die Bereitschaft, mehr Befähigung zu erwerben.
Erfolgreicher Gebrauch von Werkzeugen bringt Vorteile - sagte der Homo Sapiens, als er einen scharfen Stein zum ersten Male mitnahm, um ihn wieder zu verwenden.. Allerdings war auch ein Haufen Leute gegen die Einführung der Keilschrift, mit der jeder dahergelaufene Sumerer schreiben konnte, wenn er nur die Zeichen lernte. Die ganze Kunst der Hieroglyphenmaler wurde dadurch entwertet. Eine Schande, dieser kulturelle Niedergang. Von facebook schweigen wir hier erst mal.
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)* Die Spezifizierung der bis dahin einfachen Öffentlichkeitsarbeit als "mediale" erfolgte in einer AG-Sitzung auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Mitglieds. Allerdings ist bis heute nicht definiert:
- wie man Öffentlichkeitsarbeit ohne ein Medium macht,
- ob diese Spezifizierung unser Wirkungsfeld erweitert oder einschränkt und
- was es sonst noch für Öffentlichkeitsarbeit geben könnte.
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